Märchen sind getragen von der Hoffnung auf Veränderung und die Wandelbarkeit des Lebens, aber auch von der Einsicht, dass genügend Kräfte vorhanden sind, um schwere Situationen zum Besseren zu wenden. Diese Kräfte muss man suchen und finden. Märchen sprechen in Bildern und somit wird unser ganzheitliches Erfassen von Zusammenhängen angesprochen. Aber auch unser Bedürfnis nach dem nicht ganz Durchschaubaren, Geheimnisvollen, Unerklärlichen, dass ebenso im Leben ist, kann in den Märchen zum Zuge kommen und fühlbar werden. Und Märchen beinhalten das Versprechen, dass es immer gut ausgeht ...
Märchen zeigen Entwicklungswege und Entwicklungsmöglichkeiten und beschäftigen sich mit universellen Fragen unserer Existenz, Fragen, die wir uns alle stellen. Die Bilder, Symbole und Geschichen der Märchen regen an - wenn wir uns auf sie einlassen - diese zu deuten und somit eine Verbindung mit der eigenen aktuellen Situation, eigenen ungelösten Konflikten und Blockierungen auf den Grund zu gehen und schwere Situationen zu meistern. Man kann dann kreativ mit dem arbeiten, was beim Hören eines Märchens an Gefühlen, Gedanken, Eindrücken ausgelöst wird und in einer weiteren Auseinandersetzung vertiefen.
Märchen handeln immer von etwas, was den Fortgang des Lebens bedroht und zeigt, welche Entwicklungswege aus dem jeweiligen Problem heraus und in eine neue Lebenssituation hinein führen.
Auf diesem Weg müssen die Heldinnen und Helden Umwege gehen, Aufgaben lösen, Gefahren bestehen, Bedrohungen und das immer wieder eintretende Scheitern aushalten ... bis es zu einem guten Ende kommt. Denn das zeichnet ja ein Märchen aus, es geht immer gut aus.
Gestern war ich schlau und wollte die Welt
verändern. Heute bin ich weise und möchte
mich selbst verändern.
RUMI
© Ruth Sofia Dirkes 2022